Ein Fußballspiel…

…erzählt seine ganz eigene Geschichte. Es kommt dabei meist auf den Zuschauer an: wie er diese Geschichte wahrnimmt und welche Schlüsse er daraus zieht. Deshalb betrachten wir das Top-Spiel des drittplatzierten SSV Bad Brambach gegen den Tabellenführer, die zweite Mannschaft des 1. FC Rodewisch, aus den Augen dreier ganz unterschiedlicher Personen.

 

 

1. Der Brambacher:

Peter, vielleicht 57 Jahre, vielleicht ein bisschen älter, könnte aus Bad Brambach sein. Er liebt den Fußball der Kreisklasse in seiner puristischen Art. Spiele werden mit Einsatz und Leidenschaft gewonnen. Peters größter spielerischer Erfolg war der 4. Platz bei der Adorfer Stadtmeisterschaft 1978. Er sah am Samstag einen SSV, der von der ersten Minute an mit Laufbereitschaft und Siegeswillen in das Spiel ging. Er sah eine gut sortierte Defensive, die durch gutes Verschieben immer wieder Lücken im Mittelfeld stopfte und das Spiel eng machte. „Entscheidend war aber die 14, der Grahli„, mag er nach dem Spiel vielleicht gesagt haben. „Der hat sisch ja echt in alles hineingeschmissen und alles rausgeköpft, was in Rischtung Tor geflogen ist. So wie isch früher!“ Nach der entscheidenden Szene im Spiel gefragt, antwortet er: „Na ganz klar. Das 1:0! Besser kannste en Fehler vom Gegner net ausnutzen!„. Gemeint war das 1:0 durch Tony Heise, welcher durch gutes Anlaufen die Abwehr unter Druck setzte und einen Fehlpass provozierte, in dessen Folge er allein auf den Keeper zulaufen und den Ball ganz cool zur Führung einschieben konnte. „Danach stand Brambach rischtisch sischer! Rodewüsch hat sisch ja kaum ne Chongse erspielt!„, empfand Peter die Führung als etwas glücklich, aber durchaus verdient. In Halbzeit zwei sah er ähnliche Abläufe. Rodewisch schob sehr weit nach vorn und bot dem SSV Gelegenheiten für Gegenangriffe. „Das 2:0 war absolut stark rausgespielt.“ Ein scharfer Pass aus der Abwehr ins Mittelfeld, ein schneller Doppelpass Richtung Grundlinie und eine genaue Hereingabe auf Nico Heise gingen dem Treffer voraus. Peter war mit der gezeigten Leistung rundum zufrieden. Er resümiert: „Wenn du hinten kaum was zulässt und vorn die Dinger neikloppst, dann haste dir en Sieg auch verdient! – Starke Leistung Männer! Hat misch an misch selber erinnert, bei de Stadtmeisterschaft 1978„.

 

 

2. Der Rodewischer:

Olaf, 44, kommt aus der Nähe von Rodewisch und hat bis vor ein paar Jahren selbst in der Bezirksliga gespielt. Er ist daher in seinem Heimatdorf als ehemaliger Profisportler bekannt. Er schätzt die kultivierte Spielanlage der jungen zweiten Mannschaft des FC Rodewisch und hat eine etwas andere Sicht auf das Spiel: „Die Jungs (1. FC Rodewisch II, Anm. d. Red.) hatten soviel Ballbesitz, die haben Bad Brambach teilweise richtig reingedrängt.“ Die Gäste agierten mit sehr weit vorgeschobener Abwehr und versuchten die Brambacher Defensive mit teilweise gutem Kurzpassspiel zu ermüden. „Mehr Pech als beim 1:0 kannste au ned haben. Brambach kommt einmal vors Tor und da klingelt’s gleich.“ Der hohe Ballbesitz der Rodewischer führte aber nur selten zu torgefährlichen Strafraumszenen. Häufig wurden lange Bälle aus dem Halbfeld geschlagen, die jedoch kaum Gefahr brachten. Olaf analysiert: „Wenn der Irre mit der 14 dasteht, da brauchst keine langen Bälle reinspielen. Als wir einmal kurz durch die Mitte gespielt haben, da hat’s ja sofort geklingelt. Aber da pfeift der Schiri natürlich Abseits…!“ In Halbzeit zwei gingen die Gäste noch mehr Risiko und lösten teilweise den Abwehrverbund auf. Ein gefährlicher Schuss ans Außennetz, eine tolle Parade von SSV-Keeper Sauer, eine Last-Minute-Rettungsaktion von Platzer. „Wir waren drauf und dran den Ausgleich zu machen, fangen dann aber so einen bekloppten Konter. Da war das Spiel natürlich gelaufen.“ sagt Olaf resigniert und fährt fort: „als ehemaliger Profi weiß ich sehr gut, wie stark solche Niederlagen schmerzen.“

 

 

 

3. Der Neutrale:

Ralf, 34, Student der Germanistik im 16. Semester, verbringt seine Wochenenden gern auf Fußballplätzen in ganz Europa. „Ich bin leidenschaftlicher Groundhopper„, sagt er. Heute hat es ihn ins obere Vogtland verschlagen. Er betrachtet die Spiele als neutraler Fußball-Freund. „Ich konstatiere, dass Bad Brambach ein wenig glücklich, aber nicht unverdient gewonnen hat.“ Er zollt der Heimelf Respekt für ihren großen Läuferischen Aufwand. „Es ist in meinen Augen durchaus legitim, Mängel in der Spielanlage durch starke physische Präsenz zu substituieren.“ Ralf sah eine gute Gästemannschaft, der es heute schlicht an Effektivität fehlte: „Eine reifere Spielanlage muss sich über kurz oder lang in Toren manifestieren. Kurzpassspiel sollte torgefährliche Situationen fördern und diesen nicht entgegenstehen. Diese Zielkongruenz war mir heute nicht ersichtlich.“ Für ein längeres Statement stand Ralf leider nicht zur Verfügung: „Ich muss jetzt nach Hause, meine Mama erwartet mich 22 Uhr zurück.

 

 

Durch diesen Sieg konnte der SSV seinen Vorsprung auf Rang vier wahren. Die nächsten Partien werden in Dorfstadt und Burgstein gespielt, ehe am 9.6.2018 Rempesgrün nach Bad Brambach reist.

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